Was haben ein in die Jahre gekommener Architekt und seine junge Geliebte, ein Berufskiller, ein afrikanischer Popsänger und ein erfolgloser Schriftsteller gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Auf den zweiten Blick jedoch erfährt man Kapitel für Kapitel, dass sie alle einen Flug Paris-New York gebucht hatten, der bei dem Landeanflug in sehr schwere, fast lebensbedrohliche Turbulenzen geriet.
Letztendlich kommen jedoch die 243 Passagiere dieses Fluges mit dem Schrecken davon. Also alles gut. Oder doch nicht? Denn 3 Monate später gerät eine exakt identische Maschine mit den gleichen Passagieren wieder in eine elektromagnetische Unwetterfront. Auch diese Turbulenzen werden
überstanden – allerdings mit dem Ergebnis, dass es sämtliche Passagiere danach in doppelter
Ausführung gibt.
Mit seinem Roman „Die Anomalie“ ist Hervé Le Tellier ein äußerst spannender und vielschichtiger Plot gelungen. Während er das absolute Chaos beschreibt, dass diese Situation bei hochrangigen Politikern und Wissenschaftlern hervorruft, entbehrt es andererseits nicht einer gewissen Komik wenn der Duplikatflug von bedrohlichen Jagdfliegern gezwungen wird, den geplanten Anflughafen zu ändern, der Pilot der Maschine aber dabei an einen super Kollegenscherz zur Feier seines letzten Überseefluges glaubt. Natürlich fehlt es nicht an Ernsthaftigkeit und Gedankentiefe – besonders wenn sich die, lediglich durch eine kleine Zeitverzögerung getrennten Doppelgänger das erste Mal sich selbst gegenüberstehen.
Ein fesselndes Gedankenexperiment, das düstere Daseinskonflikte, aber auch irrwitzige Ist-Situationen auslöst. Für das aber jeder seine eigene Logik entwickeln muss. Letztendlich auch die Leser:innen. Ein raffiniertes Lesevergnügen.
„Die Anomalie“ von Hervé Le Tellier I Verlag Rowohlt I 345 Seiten
Unbezahlte Werbung I eigenes Exemplar
Regina ist leidenschaftliche Leserin und schreibt auf ihrem Instagram Account @landbuecher regelmäßig über "Bücher vom und über das Leben auf dem Land und alles was gefällt …". Mehr über sie, das liebgewordene Landleben und ihren wunderschönen Fachwerkresthof (Baujahr 1899) in Niedersachsen gibt es auch auf ihrem Blog "Kreuzstich und Zwiebelmuster" oder bei Instagram @kreuzstichzwiebelmuster Alle Bildrechte liegen bei Regina Woday
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