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Houston, we have a problem

Autorenbild: Luci, das Leben und andere LästigkeitenLuci, das Leben und andere Lästigkeiten

Luci, das Leben und andere Lästigkeiten Kolumne Food Style Affairs Magazin

Professor M. ist sehr wählerisch. Nur Mus und Suppe, keine Stücke. Er isst alleine in der Küche. Ich bin bemüht seinen Anforderungen gerecht zu werden. Meine Hoffnung ist groß. Ihr wisst es bestimmt noch: Ich brauche einen Verbündeten (siehe letzte Kolumne).


Nachdem sich in meinem Zerdenkapparat krude Theorien über die Flache Erde, die höchstwahrscheinlich von Körperwandler-Echsen regiert wird, breitgemacht haben, versuche ich mich wieder auf Linie zu bringen: Globus, Gesichter sind echt, usw. Große Empfehlung meinerseits: Zerschießt Euch niemals Euren Algorithmus. Wahrscheinlich wird noch meinen Urenkeln dieses Zeugs angezeigt werden via Insta, Google & Co.


Bevor ich in die Dienste von Professor M. trat, habe ich versucht mir selbst aus dem unwissenschaftlichen Contentsumpf herauszuhelfen und klickte nur noch Beiträge und Webseiten anerkannter Wissenschaftsmedien und -organisationen an. Galaktisch schlechte Idee. Warum? Ganz ehrlich: Lieber würde ich weiterhin darüber sinnieren wie die mit Sternenspots besetzte Kuppel über der Flachen Erde beschaffen ist, als darüber nachzugrübeln, dass es jederzeit heftig krachen könnte. Nein, kein nahender Atomkrieg zwischen Mr. Ich-liebe-Selbstbräuner und Ex-Agent Oben-ohne-auf-meiner-Datscha.


Auf Anfang: In sieben Jahren kollidiert die Erde vielleicht mit dem kürzlich entdeckten Asteroid 2024 YR4. Nicht schön, aber das Ding wurde gesichtet und unsere Chancen stehen gut, dass es glimpflich verläuft. Dann stieß ich auf einen Einschlag vor zwölf Jahren in Russland, den ich fast vergessen hatte. Warum hatte man das Ding nicht kommen sehen? Weil – dramatische Pause, ein Schluck Kaffee – es aus Richtung der Sonne angeflogen kam und wir weiterhin keine Möglichkeit haben, ein solches Objekt zu sichten. Leider gehöre ich zu den Menschen, die so eine Information des Nachts wachliegend verarbeiten in Form leichter Panikattacken. Am nächsten Morgen, ein Sonntag, klärte ich auf Nachfrage meines Sohnes, warum ich so wenig geschlafen habe, alle Anwesenden über unser mögliches nahes Ende auf. Er zückte sofort Papier und Bleistift und entwarf ein mobiles Weltraumteleskop. Gutes Kind. Freue mich schon, wenn er in 30 Jahren den Nobelpreis erhält, weil er die Menschheit gerettet hat.


Bis dahin bleibt Hoffen, Beten und Politiker damit nerven, dass sie doch bitte Geld in Wissenschaft statt Rüstung stecken. Muss wohl doch eine eigene Partei gründen. Verdammt. Ich hasse Papierkram. Bin eher so praktisch veranlagt, weshalb ich denke, dass Professor M. mit mir zufrieden ist. Während er in der Küche sein Lachsmus schlabbert, schippe ich im Bad sein Geschäft ins Klo. Niedere Arbeit ist gut für meinen verwirrten Geist. Sehr erdend. Könnte auch einen Baum umarmen, aber in der Stadt wird frau dabei schräg gemustert. Professor M. und ich treffen im Wohnzimmer wieder aufeinander. Noch ist er sehr verschwiegen, aber ich bin sicher, dass er mir, wenn die Zeit gekommen ist, die nötigen Informationen geben wird, die ich benötige, um ruhiger schlafen zu können oder die Menschheit zu retten.


Ich kraule ihn hinter seinen Ohren und er miaut zum Abschied. Morgen komme ich wieder. Unsere gemeinsame Geschichte hat ihr Ende noch nicht erreicht und wie lange ich in seinen Diensten stehen werde, weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht. To be continued…



Luci ist passionierte Kaffeetrinkerin, Reiki Meisterin und legt gerne Obst in Mandala Formen. Vor allem überzeugt sie regelmäßig ihre Instagram Follower mit humorvoll-tiefgründigen Texten über die Lästigkeiten die das Leben so mit sich bringt. Mehr auf ihrem Account @leftover_rainbow


1 Comment

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Merly Abondano
Merly Abondano
Feb 28
Rated 5 out of 5 stars.

Ich warte die dritte Teil....

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